Naturschutz und nachhaltige Entwicklung im Bui-Nationalpark (Ghana): Unsere Vision

Der Bui-Nationalpark in Ghana ist ein einzigartiges Refugium für zahlreiche bedrohte Arten, darunter Greifvögel, Flusspferde und verschiedene Antilopenarten. Trotz seines enormen ökologischen Wertes ist der Park durch menschliche Aktivitäten und den erst vor wenigen Jahren errichteten Bui-Staudamm vor große Herausforderungen gestellt.

Beginn einer Kooperation

Wir befinden uns gerade im Aufbau einer Kooperation mit der Wildlife Division der Forestry Commission und weiteren lokalen Partnern. Diese Zusammenarbeit dient als Fundament, um gemeinsam nachhaltige Naturschutzmaßnahmen zu entwickeln und langfristig umzusetzen.

Einfluss des Bui-Staudamms

Der Bau des Bui-Staudamms hat den Bui-Nationalpark stark verändert. Die Schaffung des Stausees führte zu Überschwemmungen großer Flächen (ca. 20 % der Gesamtfläche des Nationalparks) und zwang mehrere Gemeinden zur Umsiedlung. Diese Veränderungen haben sowohl die natürliche Landschaft als auch die sozialen Strukturen der betroffenen Menschen nachhaltig beeinflusst. Besonders dramatisch wirkt sich der Staudamm auf das Ökosystem des Schwarzen Volta aus: Lebensräume wichtiger Arten, wie der afrikanischen Flusspferde, wurden stark beeinträchtigt, was zu einem deutlichen Rückgang ihrer Population führte. Zudem hat der veränderte Wasserhaushalt negative Folgen für Fischbestände und die umliegende Vegetation. Während der Staudamm eine wichtige Rolle in der nachhaltigen Energieversorgung Ghanas spielt, ist seine Umweltbilanz ambivalent und stellt eine zusätzliche Herausforderung für den Naturschutz im Bui-Nationalpark dar.

Erhebliche Probleme durch illegale Aktivitäten

Leider sind viele Teile des Bui-Nationalparks aufgrund illegaler Aktivitäten aktuell „still“: Das heißt, sie sind weitgehend leer von Tieren, selbst Insekten sind dort kaum mehr zu finden. Illegal siedelnde Menschen betreiben Landwirtschaft, auch mit Viehhaltung, und sorgen so für Habitatverlust und Fragmentierung. Müll, der von Siedlern und Besuchern zurückgelassen wird, belastet die Umwelt zusätzlich erheblich. Hinzu kommen illegaler Holzschlag, Wilderei (Poaching), fehlendes Umweltbewusstsein in der Bevölkerung sowie kleinere Bergbauaktivitäten (Mining), die Flora und Fauna bedrohen und die Schutzbemühungen erschweren.

Fokus auf Artenschutz

Die RCI setzt sich vorrangig für den Schutz bedrohter Greifvogelarten sowie weiterer Schlüsselarten wie Flusspferde und Antilopen ein. Kernstück unserer Arbeit ist der Aufbau einer modernen Auffang- und Pflegestation, in der verletzte Greifvögel medizinisch versorgt, rehabilitiert und für die Auswilderung vorbereitet werden. Ergänzend dazu setzen wir starke Monitoring-Programme zur Erfassung von Populationen und Bedrohungen ein, um Schutzmaßnahmen gezielt auszurichten. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Sicherung und Wiederherstellung von Lebensräumen, die essenziell für das Überleben der Artenvielfalt im Bui-Nationalpark sind. Diese Maßnahmen bilden die Basis für den langfristigen ökologischen Erhalt des Nationalparks und stärken die Widerstandsfähigkeit des Ökosystems gegenüber menschlichen Einflüssen und Umweltveränderungen. Hier streben wir auch Kooperationen mit anderen NGOs an.

Forschung und Wissenschaft

In Kooperation mit lokalen und internationalen Universitäten und Forschungseinrichtungen nutzen wir moderne Methoden wie GPS-Tracking, Fernerkundung, genetische Analysen und Umweltmonitoring, um ein umfassendes Verständnis über die Dynamik der Tierpopulationen und deren Lebensräume zu gewinnen. Durch die wissenschaftliche Begleitung und Einbindung der lokalen Bevölkerung in Citizen-Science-Projekte fördern wir das Umweltbewusstsein und stärken die Akzeptanz für Naturschutzmaßnahmen vor Ort. Unsere Forschungsarbeit liefert die Grundlage für evidenzbasierte Schutzstrategien und unterstützt die nachhaltige Planung der Parkentwicklung.

Nachhaltiger Ökotourismus

Der nachhaltige Tourismus wird als integrativer Bestandteil des Naturschutzkonzepts betrachtet. Durch den Aufbau von Eco-Lodges, die naturnahe Aufenthalte und authentische Naturerlebnisse ermöglichen, schaffen wir finanzielle Einnahmen, die direkt in Schutzprojekte fließen. Geführte Wildbeobachtungstouren, Vogelbeobachtungen, kulturelle Begegnungen mit der lokalen Bevölkerung und Bildungsprogramme erhöhen die Sichtbarkeit des Parks und schaffen Wertschöpfungsketten für die Gemeinden. Ziel ist es, den Tourismus so zu gestalten, dass er ökologisch verträglich ist, die natürliche Umgebung bewahrt und gleichzeitige sozioökonomische Vorteile für die lokale Bevölkerung generiert.

Vernetzte Partnerschaften für die Zukunft

Die Kooperation zwischen RCI, der Wildlife Division der Forestry Commission, sowie lokalen Stakeholdern und Gemeinden steht noch am Anfang, birgt jedoch ein großes Potenzial für eine effektive und nachhaltige Umsetzung der Schutz- und Entwicklungsziele. Durch die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten sollen Synergien genutzt, gemeinsame Strategien entwickelt und langfristige Partnerschaften aufgebaut werden. Ziel ist es, den Bui-Nationalpark als Modellregion für innovativen Naturschutz, wissenschaftliche Forschung und nachhaltige Entwicklung zu etablieren.

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